Kunstwerke

Die nigerianischen Könige - von George Osodi  

Als der Fotograf George Osodi 2006 mit dem Projekt begann wurde er beauftragt, Prinz Charles für seinen Nigeriabesuch 2006 zu fotografieren. Alles begann, als er zu Beginn des Empfangs heimlich einige Schnappschüsse der nigerianischen Würdenträger machen konnte. Als Osodi dann auf den Emir von Zaria zuging umschwärmten ihn sofort seine Pagen und begannen alles für die Kamera auszurichten. Dieser "aufrichtige Schnappschuss" hält das hektische Treiben der Vorbereitungen im letzten Augenblick fest, das, wie man sich vorstellen kann, jedes königliche Porträt in der Serie begleitete.

Die Intimität dieser Porträts zeigt, wie Osodi im Laufe des Projekts von der Politik und der Geschichte der Monarchen mit einbezogen wurde. Der Künstler erinnert sich: "Wenn ich ein König mit seinen Häuptlingen traf, nahmen sie mich oft in ihre Mitte und erzählten mir ihre Geschichte, die über Jahrhunderte zurückging. Manchmal brauchten sie so lange, dass ich mir Sorgen über das Tageslicht für die Fotoaufnahmen machte." Einige der Herrscher Nigerias werden gewählt, während andere ihr Amt erben. Die Position garantiert keine offizielle politische Macht unter der Verfassung der Nation. Doch diese komplexen Geschichten geben den königlichen Familien eine große informelle Macht, besonders den Herrschern der Monarchien, die schon vor der britischen Kolonialisierung existierten. Nigerias Könige sind Gerechtigkeitsspender und agieren oft als Sprecher für die nigerianischen Bürger, die sie vertreten.

Die Monarchen erhalten ihre Macht aus einer Tradition als aktive Schützer einer lebenden Verfassung zu agieren. Größere Familien lösen sich ständig ab, um neue Königreiche zu schaffen, die die kulturellen Bindungen zum alten Königreich aufrechterhalten. Das Öl in der Niger Delta Region hat ein Gewirr von mikroskopischen neuen Königreichen geschaffen – die Herrscher können nämlich recht leicht einen Anteil an den Gewinnen aus den Bohrungen verlangen. Diese neuen Delta-Königreiche agieren frei nach Shakespeare – Brüder befehden sich,  ganze Familien streiten, und einige von Nigerias Königreichen werden in ihrem gierigen Streben nach Ölreichtum auseinander gerissen.

Osodi beschloss angesichts der Gewalt und der Schönheit von Nigerias Aristokraten, nur die Monarchen zu zeigen, die ihre Königreiche spürbar verbessert haben. Lucky Ochuko Ararile, der Ovie des Umiaghwa Abraka-Königreichs, ist ein Beispiel. Er wurde in die Monarchie gewählt, nachdem er daran gearbeitet hatte, Kämpfer im Nigerdelta zu entwaffnen. Ein weiteres Beispiel, vielleicht das beispielhafteste, ist Queen Hajiya Hadizatu Ahmedu, die Magajiya von Kumbwada. Sie hat, als die einzige weibliche Herrscherin, den Vorsitz über ein ländliches Matriarchat  des muslimischen Norden Nigerias. Osodi erzählt, dass männliche Emire Kumbwada beherrschten, bis eine Linie von ihnen auf mysteriöse Weise starb, als sie den Thron bestiegen. Der Sitz wurde an eine Frau übertragen, was den Fluch angeblich beendete. Die Königin ist nun Kumbwadas sechste weibliche Herrscherin in Folge. Während sich andere Emire in der Region weigern, sie als gleichwertig zu behandeln, akzeptieren sie die 33.000 Einwohner von Kumbwada als Verfechterin der Rechte der Frauen und der Bildung in einer Region, in der weniger als die Hälfte der Bevölkerung lesen und schreiben kann.

Nigeria und westliche Werte Westen interagieren bereits seit langem. Stellt ein Herrscher heute seine Möbel aus Dubai zur Schau, beziehen diese ihren Wert aus der Knappheit. Unter britischer Herrschaft warfen die Monarchen damals auch ihre mit Perlen versehenen Kronen nicht von heute auf morgen weg, um die heißen, kratzigen Perücken britischer Barrister aufzusetzen. Stattdessen entwickelte sich einmHybrid – eine mit Perlen besetzte Yoruba-Krone, die an den Rändern eindeutig britische Locken zeigt.

Heute bedroht der ominöse Aufstieg von Boko Haram die durch Nigerias Monarchen dargestellte herrschaftliche Welt. Wie viele von Nigerias Monarchen selbst wird Boko Haram durch ein historisches Emirat inspiriert – das Bornu Caliphate aus dem 19. Jahrhundert, das sich einst um den Lake Chad erstreckte, einschließlich Teilen des heutigen Nigeria, Niger, Chad und Kamerun. Viele der Monarchen, die sich Boko Harams Expansion widersetzen, haben königliche Vorfahren im Kalifat Sokoto, die das Kalifat Bornu bekämpften, lange bevor Nigeria als Nation existierte.

Boko Harams Selbstmordattentäter zielen auf nigerianische Monarchen als signifikante Gegner des militanten Islam der Gruppe ab. Der derzeitige Emir von Kano, Lamido Sanusi forderte die Nigerianer auf, Milizen zu gründen, um dem Aufruhr zu begegnen, nachdem das nigerianische Militär die Kontrolle über wesentliche Regionen des Staates Bornu verloren hatte. Boko Haram hat entsprechend Vergeltung geübt. Bis heute attackierte die Gruppe den Emir von Kano, den Emir von Gwoza (der in dem Attentat ums Leben kam), den Shehu von Borno und den Emir von Fika. Diese Monarchen sind dem Namen nach spirituelle Anführer, doch ihr monarchischer Glanz wird auch zu großer politischer Macht in Regionen, wo der nigerianische Staat schwach bleibt.

Viele Monarchen haben Positionen in Nigerias Universitäten oder Behörden inne. Oft arbeiten sie in der Verwaltung oder unterrichten in verschiedenen Regionen in den Gebieten über die sie herrschen. Durch ihre Rolle als Friedensstifter setzen sich diese Monarchen für eine gemeinsame, angestrebte Art nationaler Zugehörigkeit ein, die über ethnische, regionale und konfessionelle Grenzen hinausgeht.

Osodis fotografische Wanderschaft umkreiste den östlichen Teil von Nigerias Middle Belt. Dort zu reisen war seit dem Aufstieg von Boko Haram gefährlich, so plant Osodi eine Ausweitung seiner Ausstellung auf die östliche Monarchen, sobald das Reisen sicherer wird. Osodi: "Eines meiner Ziele ist es, die nigerianische Diaspora in Europa wie auch in Amerika zu vermitteln. Viele Nigerianer sind weit gereist und hatten selbst Kinder – und ihre Kinder kennen den kulturellen Wert Nigerias nicht." Die Fotos verbinden Nigerias mythische Vergangenheit, mit seiner postkolonialen Gegenwart auf eine Weise, die sowohl für Politikexperten als auch für Uneingeweihte gleichermaßen zugänglich ist. Fotojournalisten in der amerikanischen Tradition stellen ihre Sujets oft mit mutigem Realismus dar. Es ist sowohl eine Einschränkung als auch ein Gewinn für das Genre, da ein Schnappschuss einfach am besten ist, wenn es darum geht, Dinge zu zeigen wie sie sind. Osodi stellt diese akzeptierte Formel auf den Kopf. Der allererste ehrliche Schnappschuss ist die Ausnahme, nicht die Regel. Nigerias Monarchen werden in ihren farbenfrohsten Aufputz vor den Augen ihrer Untertanen dargestellt, so wie sie gesehen werden möchten.


Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

A CHILD OF INDEPENDECE, NIMBUS ART CENTRE, Lagos, 2003
NIGER DELTA CHRONICLES IN LAGOS, NIMBUS ART CENTRE, Lagos, 2003
BEYOND OIL, LONDON RISING TIDEIN LONDON, London Rising Tide, 2004
LIVING THE HIGHLIFE, British Council, NIMBUS Art Centre, Lagos, 2004 LAGOS
UNCELEBRATED, GOETHE INSTITUT LAGOS, 2007
OIL RICH NIGER DELTA, Haugesund, Norway 2008
PARADISE LOST, Centre for Contemporary Art, Lagos, CCA Lagos, 2008
GEORGE OSODI – Galerie Peter Hermann, Berlin 2009
DRIVERS DEXTERITY, AAF Lagos, Nigeria 2009
TOURING PROGRAM of Oil Rich N&Nto art galleries in Norway 2010 and 2011
OIL RICH NIGER DELTA-­‐ RAW Material Company, Dakar, Senegal 2011
OIL RICH NIGER DELTA-­‐ Recontres de Bamako, Mali,2011
OIL RICH NIGER DELTA – Liverpool Museum 2012-­2013
NIGERIA MONARCHS-­‐ Bermondsey Project 2013
NIGERIA MONARCHS – Neprajzi Museum, Budapest – 2014
TRANSGREXION – Lagos – 2014
‘ROYALS and REGALIA – Newark Museum 2015
OIL RICH NIGER DELTA-­ LIVERPOOL MUSEUM 2015-­ Indefinately
TRAVEL PHOTO JAIPUR – India -­ 2016


Gruppenausstellungen 

AGOS BOMB BLAST, MUSON CENTRE LAGOS, 2002
NIGERIA EVICTION, AMNESTY INTERNATIONAL, ABUJA/LONDON 2006
Lagos Stadtansichten, IFA, Berlin, GERMANY, 2004
NIGERIA OIL RICH NIGER DELTA,DOCUMENTA 12, KASSEL , GERMANY, 2007
BEYOND THE SURFACE, Cite du Livre, Aix- en -Province France 2007
Lagos Art Intervention in Public Space , In God We Trust, Goethe-Institut , Nigeria 2008
PETRODOLLART, GALARIE MOTTE ET ROUART, PARIS 2008
FRAGILE DEMOCRACY, NORTHERN GALLERY OF CONTEMPORARY ART, UK, 2008
AFRIKA I OSLO- National Museum of Contemporary Art , Olso Norway Feb 2009
INTEMPERIES, Oca, Sao Paulo , Brazil , 2009
BIENAL DEL FIN DEL MUNDO Argentina 2009
SCIENCE OF 5 CONTINENTS, Gallery BMB Mumbai, India 2009
AFRICA FAST FORWARD, Belgium 2009
DELTA, Forum Stadtpark, Graz, Austria 2009
TEMPESTADE, Brazil 2009
RECONTRES de BAMAKO 2009
INCLEMENCIA DEL TEMPO, Uruguay 2010
ATOPIA -CCCB -Centre de Cultura Contemporània de Barcelona- 2010
GEO- GRAPHICS - BOZAR, Belgium 2010
UNEVEN GEOGRAPHIES, NOTTINGHAM CONTEMPORARY, UK- 2010
UNWETTER- Akademie Kunste- Berlin- 2010
INCLEMENCIA- Cenre d’art le Lait, Albi, France – 2010
MAKE YOURSELF AT HOME- Kunsthal Charlottenborg, Copenhagen 2010
HELLS HALF ACRE – LAZARIDES/ OLD VIC TUNNELS- LONDON 201
POLITICS OF ART- 10th anniversary of EMET- ATHENS GREECE 2010
BREAKING NEWS- Contemporary Art from Africa and Middle East, Modena, Italy 2010
ENVIRONMENT AND OBJECT_PRESENT AFRICAN ART- Tang Museum, Saratoga Springs, NY 2011 
NIGERIA, OUR NIGERIA, Presidential Inauguration exhibit, Abuja, Nigeria 2011
ENVIORNMENT AND OBJECT- PRESENT AFRICAN ART – VCUARTS- ANDERSON GALLERY – 2011 
“ GHANA GOLD- DE MONEY”- 6th CURITIBA BIENNIAL, Curitiba, Brazil – 2011
“ Devils Dexterity ” LAGOS PHOTO- 2011
"Oil Rich Niger Delta” DON’T / PANIC, Durban Atrt Centre, South Africa 2011
AFRICA: SEE U SEE ME, Travelling exhibition, US, Portugal, China, Italy, Nigeria, Senegal 2011-2012
THE ART OF DECLARATION, Lagos Uncelebrated, Kunstmuseum Wolfsburg 2011/2012
OIL - Hartware MedienKunstVerein (HMKV), Dortmund, Germany- 2011-2012
ENVIORMENT AND OBJECT- PRESENT AFRICAN ART Middlebury Art Museum , Vermont 2012
SHOE SHOP, “ Black Streets” Goethe Institut, South Africa 2012
RAW MATERIAL Company @ NEW GALLERIE, Paris, 2012
WE FACE FORWARD, Manchester Art Gallery – 2012
MUSEUM fur VÖLERKUNDE MÜNCHEN Zweigmuseum im Residenzschloss Oettingen i. Bay. – Germany 2012/2013
ART of Photography – SAN DIEGO Art Institute - 2013 
OILRICHNIGERDELTA–STEVEAZAIKIMUSEUM,Yenoga,DeltaState, Nigeria–2014
CHIEF S.O Alonge: Photographer to Court of Benin, SMITHSONIAN Museum-­‐2014/2015
LA VIE MODERN -­‐ 13thBiennale de Lyon, France 2015/2016
AFRICAN ART AGAINST THE STATE , Williams Collage Museum of Art, MA, USA -­‐2016
THE EXPANDED SUBJECT – WALLACH ART GALLERY, NY , USA -­‐ 2016 


Publikationen 

NIGERIAN NOLLYWOOD, Guardian of London, March 2006
SIERRA LEONE THE WAR VICTIMS, BBC Focus on Africa, and others, 2006
Nigeria Muslim-christian bloodbath, Time Magazine, February 24, 2006
NIGERIA OIL RICH DELTA BURNS, BBC Focus on Africa, and others, 2006
LAGOS THE RISE OF A MEGA CITY, published in “Lagos: A City at Work”, 2005
FACES OF AFRICA, BBC World Service, 2005
EYE ON OIL in SAO TOME AND PRINCIPE, 2005
LIBERIA AFTER WAR, 2005 to 2008
NIGERIA HUNGERFREE , ActionAid London, 2007
NIGERIA PFIZER CASE: Der Spiegel Berlin Germany 2007
AFRICA DEVELOPMENT AND POLITIC, Internationale Politik Berlin Germany, 2007 

OIL RICH NIGER DELTA

NIGER DELTA OIL, VSD, PARIS 2008
CITY BUILT ON OIL- Qvest Edition- Germany- 2008
FUEL Book- Alphabet books, MIT Press- Canada 2008PARQ Magazine- Portugal 2008.
CAMERA AUSTRIA - Austria 2009
METROPOLE M, Holland, 2010
GHANA GOLD "DE MONEY" SUNDAY TIMES MAGAZINE- Sony Awards 2010
IO DONNA, Italy, 2010
NKA – Niger Delta Series – USA 2010
NY TIMES 2011
ART REVUE 2012 

Bücher

FUEL Book-­‐ Alphabet books, MIT Press-­‐ Canada 2008
IN PICTURES: Nigerians behind the Lens. Various 2011
” DELTA NIGERIA-­‐ The Rape of Paradise” George Osodi – Trolley Books 2012 NIGERIA
MONARCHS catalogue for exhibition 2013
ART of POLITICS, Thames and Hudson 2014


Auszeichnungen, Sammlungen 

FIRST PRIZE, FUJI AFRICAN PHOTOJOURNALIST OF THE YEAR 2004 (Categories Features and Portfolio)
UN Award -­‐ Special Court for Sierra Leone pool photography of former Liberian president Charles Taylor's first court trial in April 3, 2006
Sony WORLD PHOTOGRAPHY AWARDS -­‐ short listed TOP 10 in the Contemporary
Issues Category -­‐ De Money-­‐ Ghana Gold series -­‐ 2010
ART of PHOTOGRAPHY Award – USA 2014

Sammlungen

Museumslandschaft Hessen Kassel, Neue Galerie 2008
Martin Marguiles Collection- Miami 2008
EMET- National Museum of Greece 2010
Fondazione Cassa di Risparmio di Modena, 2010
ADF collection Paris 2011
Smithsonian 2012
Tang Museum, Saratoga Springs NY 2012
Middlebury Museum of Art, Vermont, 2012
Newark Museum 2013