Kometenjäger Rosetta - preisgekrönte Fotografie

masterpiece edition - Geschrieben am 09.12.2016

ESAMPSOSIRISmasterpiece

Die spektakuläre Fotografie der Rosetta Sonde


Die Expedition zum Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko hat nicht weniger im Gepäck als unsere Fragen zu den Ursprüngen des Sonnensystems und zur Entstehung allen Lebens auf der Erde.

Seit Jahrtausenden blicken Menschen in den Sternenhimmel und fragen sich, woher wir stammen. Für gewöhnlich bekommt man in seinem Leben nur wenige Male einen Kometen am Firmament zu Gesicht. Außergewöhnliche Erscheinungen wie der Schweifstern galten jahrhundertelang als Vorbote von Krieg, Katastrophen und Umsturz. Sie wurden als Symbol für das Böse oder zumindest für das Unberechenbare verstanden, bis Kopernikus und Newton eine Antwort auf die zweitausend Jahre alte Frage zu Ursprung und Wesen der Kometen gaben. Der Komet „Tschuri“ ist schwarz wie die Nacht und stinkt nach faulen Eiern und Pferdestall mit einem Hauch von Alkohol. Das haben die Messungen der Sonde Rosetta ergeben, die 500 Millionen Kilometer zurücklegen musste, um in die Umlaufbahn des Kometen zu gelangen. 


1969 - die Idee

Tschuri wurde 1969 von den beiden ukrainischen Astronomen Klim Tschurjumow und Swetlana Gerassimenko entdeckt. Dann Mitte der 1980er-Jahre brach weltweit ein wahres „Kometenfieber“ aus, als der Halleysche Komet die Erde passierte: ein Naturschauspiel, das sich etwa alle 75 Jahre wiederholt. Gerhard Schwehm, Pionier der Kometenforschung und einer der ersten Planetenforscher bei der European Space Agency (ESA), gelang es schließlich mit der Mission Giotto, eine Sonde am Halleyschen Kometen vorbeizuschießen. Die führenden Köpfe der Mission waren sich einig, dass eine Raumsonde den Kometen idealerweise bereits vor Beginn seiner Aktivität begleiten sollte, um schließlich am sonnennächsten Punkt, wenn er am meisten Staub und Gas verliert, die Staubund Gasausbrüche untersuchen zu können. Aus der Zusammensetzung des Kometen sollte dann ein Blick in die Kinderstube unseres Planetensystems möglich werden. Tschuris Dichte ist sehr gering, vergleichbar etwa mit Kork. Zudem besitzt seine Oberfläche zahlreiche Poren und Hohlräume. Sobald er in die Nähe der Sonne gelangte, steigerte sich seine Aktivität. Das Ergebnis: gewaltige Fontänen aus verdampfendem Eis und Kometenstaub. Beides wurde mit bis zu 300 Kilogramm pro Sekunde ins All geschleudert. Während der zweijährigen Umkreisung des Kometen galt es, die Navigation der Sonde vor diesen Eruptionen zu schützen. Dazu brachte man Rosetta auf eine höhere Umlaufbahn. Zeugnis dieses Spektakels sind die fantastischen Nahaufnahmen, die von einem Millionenpublikum weltweit beobachtet wurden. Allein auf Twitter verfolgten 440.000 Fans die neuesten Ereignisse der Rosetta-Mission, die sich damit in puncto Aufmerksamkeit mit der NASA messen kann.


Kurz zur Vorgeschichte

Es war 1994, als die ESA den Plan hatte, Tschuri auch mit Landegeräten zu erkunden. 2003 lieferte das Hubble-Weltraumteleskop die ersten Bilder vom Kometenkern und damit auch wichtige Fakten für die Unternehmung und die im darauffolgenden Jahr startende Rosetta-Mission: eine aus Darmstadt kontrollierte Weltraumexpedition, die bis zum 30. September 2016 dauern sollte und aus der sich die NASA nach der Challenger-Katastrophe zurückgezogen hatte. Der Start am 2. März 2004 verlief glatt: Fast ein Jahr nach dem ursprünglich geplanten Termin wurde Rosetta von einer Ariane-5-Rakete ins All geschossen. Auf ihrem Weg musste die Sonde bei nahen Vorbeiflügen an Erde und Mars Schwung holen, um dann zweieinhalb Jahre im Winterschlaf auf den Kometen zuzufliegen. Nach zehn Jahren und sechs Milliarden Kilometern durch das Sonnensystem erreichte sie am 6. August 2014 ihr fernes Ziel. Am 12. November war alles bereit: Nun konnte der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gesteuerte, rund 100 Kilogramm schwere Lander Philae, auf den Kometen herabgelassen werden. Alle Steuerungsbefehle erfolgten mit einer Übertragungsrate von lediglich 28 Kilobit pro Sekunde, was – gemessen an der Entfernung zwischen Erde und Rosetta – einer Zeitspanne von 20 Minuten entspricht.


2004

Der Start am 2. März 2004 verlief glatt: Fast ein Jahr nach dem ursprünglich geplanten Termin wurde Rosetta von einer Ariane-5-Rakete ins All geschossen. Auf ihrem Weg musste die Sonde bei nahen Vorbeiflügen an Erde und Mars Schwung holen, um dann zweieinhalb Jahre im Winterschlaf auf den Kometen zuzufliegen. Nach zehn Jahren und sechs Milliarden Kilometern durch das Sonnensystem erreichte sie am 6. August 2014 ihr fernes Ziel. Am 12. November war alles bereit: Nun konnte der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gesteuerte, rund 100 Kilogramm schwere Lander Philae, auf den Kometen herabgelassen werden. Alle Steuerungsbefehle erfolgten mit einer Übertragungsrate von lediglich 28 Kilobit pro Sekunde, was – gemessen an der Entfernung zwischen Erde und Rosetta – einer Zeitspanne von 20 Minuten entspricht.

Für Fred Jansen, dem Nachfolger von Missionsmanager Gerhard Schwehm, bedeutet dies allerdings eine Wartezeit von mindestens 40 Minuten, bis er eine Antwort auf die Befehle aus dem deutschen Kontrollzentrum bekommt. Stößt die Sonde in dieser Zeit auf ein Problem, wechselt sie in den Automatikmodus und die Wissenschaftler verlieren jegliche Kontrolle – die größte Sorge des Wissenschaftsteams.


Rosetta_blog.jpg


Das Wasser haben Kometen wie Tschuri wohl doch nicht auf die Erde gebracht.

Und die wissenschaftlichen Erkenntnisse? – Die Rosetta-Mission hat unser Wissen über die Menge der kometaren Stoffe mehr als vervielfacht. Die Vielfalt komplexer organischer Moleküle, die als Bausteine für Leben dienen könnten, ist erstaunlich. Zudem zeigt das Vorkommen flüchtiger elementarer Gase wie Sauerstoff und Stickstoff, dass der Kometenkern bei Temperaturen von weniger als minus 235 Grad Celsius entstanden ist. Möglicherweise ist er im Inneren sogar noch immer genauso kalt. – Seit ihrem gezielten Sturz auf die Oberfläche des Kometen ist Rosetta gemeinsam mit Philae stumm auf dem Weg Richtung Jupiter. Es heißt also Abschiednehmen von einem zehn Milliarden Tonnen schweren Himmelskörper und vom wichtigsten Projekt der Europäischen Weltraumorganisation. Wer den Kometen persönlich etwas genauer unter die Lupe nehmen möchte, kann Tschuri in einem Maßstabsmodell von 1:1000 im  Naturkunde Museum Berlin noch bis 24. Januar 2017 besichtigen. Ein Höhepunkt sind sicherlich auch die preisgekrönten Fotografien. Sie setzen den wissenschaftlichen Erkenntnissen, die mit der Sonde gewonnen werden konnten, zweifelsfrei die Krone auf und werden in den kommenden Jahren gewiss unzählige Doktorarbeiten von Astrogeologen, Astrobiologen und Planetenforschern beschäftigen. – Die Abenteuer der Raumsonde Rosetta haben uns den Weltraum über eine lange Strecke hin näher gebracht, wir werden die Mission genauso wie Tschuri vermissen.


Die Fotografie der Rosetta-Sonde wurde mit dem Sony World Photography Award ausgezeichnet 
und ist bei uns  als Sonderedition erhältlich.

      ©ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team